Physiotherapie nach einer Kreuzband-OP: Dein Weg zur vollen Beweglichkeit
Eine Kreuzbandverletzung gehört zu den häufigsten und folgenschwersten Knieverletzungen, insbesondere bei sportlich aktiven Menschen. Ob durch eine plötzliche Drehbewegung, einen Sportunfall oder eine Überlastung – ein Riss des vorderen oder hinteren Kreuzbands kann erhebliche Einschränkungen im Alltag und im Sport nach sich ziehen. Nach einer Operation beginnt ein entscheidender Teil des Heilungsprozesses: die Physiotherapie. Sie hilft dir, die Stabilität deines Knies wiederherzustellen, Muskulatur aufzubauen und langfristig eine erneute Verletzung zu vermeiden.
Doch wie genau sieht die Reha nach einer Kreuzband-OP aus? Welche Übungen sind sinnvoll? Und wie lange dauert es, bis du wieder vollständig belastbar bist? In diesem Artikel erfährst du alles, was du über die Physiotherapie nach einem Kreuzbandriss wissen musst – von den ersten Schritten nach der OP bis hin zur Rückkehr in den Sport.
Die ersten Wochen nach der Kreuzband-OP: Warum Physiotherapie unverzichtbar ist
Nach einer Kreuzband-Operation ist das Knie zunächst instabil und geschwollen. In den ersten Tagen geht es deshalb vor allem darum, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit langsam wiederherzustellen. Gleichzeitig müssen Betroffene darauf achten, das operierte Knie nicht zu früh zu belasten, um Komplikationen zu vermeiden. Hier setzt die Physiotherapie an: Sie hilft dir, die richtige Balance zwischen Bewegung und Schonung zu finden.
Phase 1: Direkt nach der OP (Woche 1–2)
Unmittelbar nach der Operation beginnt die Frührehabilitation. In dieser Phase stehen drei Ziele im Mittelpunkt:
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Schwellung und Schmerzen reduzieren
Nach der OP ist das Knie oft stark geschwollen. Um die Heilung zu fördern, kommen abschwellende Maßnahmen wie Kühlung, Hochlagern des Beins und sanfte Lymphdrainagen zum Einsatz. Auch das Tragen einer Knieorthese oder Bandage kann helfen, die Stabilität zu verbessern. -
Beweglichkeit schrittweise steigern
Bereits in den ersten Tagen nach der OP beginnen passive Bewegungsübungen. Hierbei wird das Knie durch den Physiotherapeuten oder eine Bewegungsschiene sanft gebeugt und gestreckt, um Verklebungen im Gelenk zu vermeiden. Das Ziel ist es, die Streckung des Beins möglichst früh wiederherzustellen, während die Beugung schrittweise bis 90 Grad aufgebaut wird. -
Muskelschwund verhindern
Da das operierte Bein nur eingeschränkt belastet wird, beginnt der Abbau der Muskulatur bereits nach wenigen Tagen. Durch isometrische Übungen – also Anspannungsübungen ohne Bewegung – kann der Muskelabbau verlangsamt werden. Besonders wichtig sind dabei die Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps) und die Hüftmuskulatur, da sie für die Stabilität des Knies eine zentrale Rolle spielen.
Phase 2: Die ersten Belastungsversuche (Woche 3–6)
Nach den ersten zwei Wochen beginnt die nächste Phase der Rehabilitation. Das Knie darf nun zunehmend belastet werden, jedoch mit Bedacht und unter Anleitung eines Physiotherapeuten.
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Teilweise Belastung mit Krücken
In den meisten Fällen darf das operierte Bein nun schrittweise mit bis zu 50 % des Körpergewichts belastet werden. Das bedeutet: Du kannst mit Gehstützen laufen, wobei das verletzte Bein immer noch entlastet wird. Ziel ist es, einen normalen Gangrhythmus zu fördern und einseitige Fehlbelastungen zu vermeiden. -
Gezielte Kräftigungsübungen
Neben der Mobilisation des Knies steht jetzt der Muskelaufbau im Fokus. Sanfte Übungen wie isometrische Kontraktionen, Anspannungsübungen für den Quadrizeps sowie leichtes Training der Hüft- und Gesäßmuskulatur tragen dazu bei, die Stabilität im Knie zu verbessern. Besonders wichtig sind hierbei:- Anspannung des Oberschenkels im Liegen: Das gestreckte Bein wird leicht angehoben und einige Sekunden gehalten.
- Wadenheben im Stehen: Fördert die Stabilität der Unterschenkelmuskulatur.
- Vorsichtige Beuge- und Streckübungen: Um die volle Beweglichkeit wiederzuerlangen, sind passive und aktive Beugeübungen wichtig.
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Koordination und Gleichgewicht schulen
Eine häufige Folge einer Kreuzbandverletzung ist eine gestörte Tiefensensibilität. Das bedeutet, dass das Kniegelenk nicht mehr richtig wahrnimmt, in welcher Position es sich befindet. Dies kann zu Unsicherheiten beim Gehen und Stehen führen. Um dem entgegenzuwirken, werden erste Koordinationsübungen integriert, etwa das Stehen auf einem Bein oder Balance-Übungen auf einem weichen Untergrund.
Diese Phase der Physiotherapie ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Reha. Wird das Knie zu früh überlastet, steigt das Risiko für erneute Verletzungen oder eine verzögerte Heilung. Gleichzeitig ist es wichtig, aktiv zu bleiben, um die Muskulatur nicht weiter abzubauen.