Wenn der Fersenschmerz bleibt: Was Du über die Reha nach einer Haglundferse-OP wissen solltest
Ein stechender Schmerz an der Ferse, besonders nach dem Aufstehen oder längeren Belastungen – wenn sich das hartnäckig hält, könnte die Ursache eine sogenannte Haglundferse sein. Dabei handelt es sich um eine knöcherne Vorwölbung am Fersenbein, die häufig mit einer Reizung oder sogar Schädigung der Achillessehne einhergeht. Wenn konservative Therapien nicht mehr ausreichen, bleibt oft nur eine Operation – doch was dann? Genau hier beginnt ein entscheidender Teil der Genesung: die Rehabilitation. Sie ist der Schlüssel dafür, dass Du langfristig wieder schmerzfrei gehen, laufen oder sogar Sport treiben kannst.
In diesem Artikel erfährst Du, was Dich in der Reha nach einer Haglundferse-OP erwartet, warum Geduld dabei Dein bester Verbündeter ist und welche Schritte wichtig sind, damit die Achillessehne optimal heilen kann. Dabei werfen wir auch einen Blick auf die Unterschiede zur Reha nach einem Achillessehnenriss, denn in beiden Fällen geht es um dieselbe empfindliche Struktur – aber mit unterschiedlichem Verlauf.
Der Weg nach der Operation: Warum die Reha so entscheidend ist
Die operative Entfernung einer Haglundexostose – also des knöchernen Überwuchses an der Ferse – ist ein Eingriff, der zwar relativ häufig durchgeführt wird, aber dennoch mit einer längeren Heilungsphase verbunden ist. Denn in vielen Fällen ist nicht nur der Knochen betroffen, sondern auch die angrenzende Achillessehne gereizt oder teilweise geschädigt. Je nach Ausmaß kann es sein, dass die Sehne während der OP mitbehandelt wird – durch Glättung, Entfernung von entzündetem Gewebe oder sogar durch Teilnaht. Entsprechend komplex gestaltet sich die Nachbehandlung.
Direkt nach der Operation wird die betroffene Ferse in der Regel ruhiggestellt, oft durch eine spezielle Orthese oder einen Walker-Schuh. In den ersten Tagen ist Schonung angesagt – dabei kann das Bein hochgelagert und gekühlt werden, um Schwellungen zu reduzieren. Doch die Reha beginnt früher, als viele denken: Schon wenige Tage nach der OP kann mit sanften Mobilisationsübungen begonnen werden – immer in enger Absprache mit dem behandelnden Fachpersonal.
Die erste Reha-Phase: Mobilität vorsichtig zurückgewinnen
In der ersten Phase der Rehabilitation – meist innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen – steht vor allem eines im Fokus: Beweglichkeit erhalten, ohne die Wunde oder die Achillessehne zu überlasten. Dabei kommt vor allem Physiotherapie zum Einsatz. Unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten lernst Du, wie Du Dein Sprunggelenk sanft bewegst, ohne Druck auf die operierte Stelle auszuüben. Ziel ist es, Verklebungen und Bewegungseinschränkungen vorzubeugen.
Viele Patientinnen und Patienten erleben in dieser Zeit eine Mischung aus Erleichterung – weil der chronische Schmerz langsam nachlässt – und Frustration, weil der Heilungsprozess Zeit braucht. Das ist völlig normal. Wichtig ist, dass Du Deinem Körper jetzt die nötige Ruhe gibst, um zu regenerieren. Besonders die Achillessehne hat eine schlechte Durchblutung und braucht daher länger, um vollständig zu heilen.
Belastungsaufbau: Schritt für Schritt zurück zur Funktion
Ab der vierten bis sechsten Woche kann – je nach Heilungsverlauf – mit einem gezielten Belastungsaufbau begonnen werden. Hier kommen individuell angepasste Übungen ins Spiel, die darauf abzielen, die Muskulatur im Unterschenkel zu kräftigen, die Koordination zu verbessern und die Ferse langsam wieder an Belastung zu gewöhnen. Wichtig dabei: Die Übungen sollten nicht schmerzhaft sein. Ein gewisses Ziehen oder Spannen ist normal, starke Schmerzen jedoch ein Warnsignal.
Oft wird in dieser Phase auch manuelle Therapie angewendet, um das umliegende Gewebe geschmeidig zu halten und Fehlbelastungen zu vermeiden. Gleichzeitig kann die Gangschule beginnen: Viele Menschen gewöhnen sich während der Schonzeit unbewusst ein verändertes Gangbild an, das später zu neuen Problemen führen kann – etwa in den Knien, der Hüfte oder im Rücken. Auch hier hilft eine gezielte physiotherapeutische Begleitung, das natürliche Bewegungsmuster wiederherzustellen.
Unterschiede zur Reha nach Achillessehnenriss – und warum das wichtig ist
Obwohl die Haglundferse und der Achillessehnenriss unterschiedliche Krankheitsbilder sind, betreffen beide dieselbe Struktur. Deshalb ähneln sich manche Reha-Bausteine – wie z. B. das dosierte Training, die gezielte Physiotherapie und die schrittweise Mobilisierung. Dennoch gibt es entscheidende Unterschiede: Nach einem vollständigen Riss muss die Sehne oft genäht und besonders geschützt werden. Das bedeutet eine längere Immobilisation und einen deutlich langsameren Belastungsaufbau.
Bei der Reha nach einer Haglundferse-OP hingegen steht in der Regel nicht die Stabilisierung einer frisch genähten Sehne im Vordergrund, sondern die Wiederherstellung der Sehnenumgebung: weniger Reibung, weniger Entzündung, mehr Gleitfähigkeit. Das ist ein feiner, aber bedeutender Unterschied – vor allem, wenn es um die Wahl der Reha-Maßnahmen und den richtigen Zeitpunkt für deren Beginn geht.
Wie lange dauert die Reha – und wovon hängt das ab?
Die Dauer der Reha nach einer Haglundferse-OP ist individuell sehr unterschiedlich. Während manche Betroffene nach acht bis zehn Wochen wieder schmerzfrei gehen können, benötigen andere deutlich länger – insbesondere dann, wenn zusätzlich eine Achillessehnenreizung oder -teilruptur vorlag und mitbehandelt wurde. Im Durchschnitt solltest Du mit einer Rehabilitationsdauer von drei bis sechs Monaten rechnen, bis die Ferse wieder voll belastbar ist. Sportliche Aktivitäten, vor allem mit hoher Stoßbelastung wie Joggen oder Ballsportarten, sind meist erst nach sechs bis neun Monaten wieder möglich.
Die Geschwindigkeit der Heilung hängt von verschiedenen Faktoren ab:
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dem Ausmaß des operativen Eingriffs
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dem Zustand der Achillessehne
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Deiner körperlichen Verfassung und Grundfitness
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der konsequenten Umsetzung der Rehamaßnahmen
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und nicht zuletzt: Deiner Geduld.
Besonders bei Menschen, die ihre Beschwerden lange „mitgeschleppt“ haben, ist die Regenerationsphase oft länger. In solchen Fällen ist es umso wichtiger, die Reha nicht zu unterschätzen und strukturiert durchzuführen – denn sie entscheidet maßgeblich über den langfristigen Erfolg der OP.
Reha beantragen – was Du wissen musst, besonders nach Achillessehnenriss
Nach größeren orthopädischen Eingriffen – wie einer Haglundferse-OP oder einem Achillessehnenriss – hast Du unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf eine medizinische Rehabilitation. Diese kann ambulant oder stationär erfolgen und wird entweder von der Deutschen Rentenversicherung oder der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Wichtig ist, dass die Reha ärztlich verordnet wird – entweder direkt im Krankenhaus (als Anschlussheilbehandlung, kurz AHB) oder durch Deine behandelnde Orthopädin oder Deinen Hausarzt.
Besonders nach einem Achillessehnenriss ist es sinnvoll, eine strukturierte Reha zu beantragen, da hier das Risiko für Folgeschäden und Komplikationen höher ist. Auch nach einer Haglundferse-OP kann eine genehmigte Reha sinnvoll sein – vor allem dann, wenn Du beruflich stark auf Mobilität angewiesen bist oder eine längere Krankheitsphase hattest.
Der Antrag selbst ist relativ unkompliziert. Er wird in der Regel gemeinsam mit dem Arzt oder der Klinik ausgefüllt und direkt an den zuständigen Kostenträger geschickt. Achte darauf, dass die medizinische Notwendigkeit klar dargestellt wird – das erhöht die Chancen auf Bewilligung.
Was Du selbst zur Heilung beitragen kannst
Die beste Reha bringt wenig, wenn Du sie nur passiv über Dich ergehen lässt. Deine aktive Mitarbeit ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Dazu gehören:
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Konsequente Durchführung der Übungen: Auch wenn es manchmal lästig erscheint – die tägliche Bewegungs- und Kräftigungstherapie sorgt dafür, dass Muskeln, Sehnen und Gelenke wieder harmonisch zusammenspielen.
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Geduld und Belastungssteuerung: Zu viel Ehrgeiz kann hier kontraproduktiv sein. Achte auf die Signale Deines Körpers. Schmerz ist ein Warnsignal – kein Trainingsreiz.
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Ausgewogene Ernährung: Gerade Sehnengewebe profitiert von einer guten Versorgung mit Eiweiß, Vitamin C, Zink und Omega-3-Fettsäuren.
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Regelmäßige Kontrolle: Lass die Ferse regelmäßig ärztlich überprüfen, insbesondere bei anhaltender Schwellung, Rötung oder Schmerzen.
Nicht zuletzt spielt auch die mentale Einstellung eine Rolle. Wer mit realistischen Erwartungen und aktivem Interesse an die Reha herangeht, erlebt den Prozess oft deutlich positiver – und erfolgreicher.
Zurück in den Alltag – und irgendwann auch in den Sport?
Ein häufiges Ziel vieler Betroffener ist die Rückkehr in ein aktives, möglichst schmerzfreies Leben. Für die meisten ist es schon ein großer Erfolg, wieder normal gehen, stehen und einfache Wege schmerzfrei zurücklegen zu können. Andere streben sportliche Ziele an – Joggen, Wandern oder sogar Ballsport. Wichtig ist, dass Du gemeinsam mit Deinem Behandlungsteam realistische Ziele formulierst und erreichbare Zwischenetappen festlegst.
Die Rückkehr in den Sport sollte behutsam erfolgen – idealerweise unter sportphysiotherapeutischer Begleitung. Zunächst bieten sich gelenkschonende Aktivitäten an, wie Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking. Springende oder stoßintensive Bewegungen sollten erst ganz am Ende der Reha erfolgen – wenn die Ferse belastungsstabil, die Sehne kräftig und das Gewebe vollständig verheilt ist.
Auch im Alltag ist Achtsamkeit gefragt. Wähle gutes Schuhwerk, vermeide langes Stehen auf harten Böden und gönne Deiner Ferse auch nach der Reha immer wieder kleine Pausen.
Fazit: Die Reha ist mehr als Nachsorge – sie ist ein Neustart für Deine Ferse
Die Operation einer Haglundferse markiert nicht das Ende der Beschwerden, sondern den Anfang eines neuen Weges – und dieser führt durch eine gut geplante, individuell angepasste Reha. Ob mit oder ohne Beteiligung der Achillessehne: Die Nachbehandlung entscheidet maßgeblich darüber, wie erfolgreich der Eingriff langfristig ist.
Dabei gilt: Kein Rehaplan ist in Stein gemeißelt. Er lebt von Deiner aktiven Mitarbeit, Deinem Feedback und Deiner Geduld. Nutze die Reha als Chance – nicht nur zur Heilung, sondern auch zur Vorbeugung weiterer Beschwerden. Mit dem richtigen Maß an Unterstützung und Eigenverantwortung kannst Du Deinen Fuß Schritt für Schritt zurück in ein schmerzfreies Leben führen.