Schulter-Impingement: Wie Physiotherapie hilft und welche Übungen wirklich wirken
Schulterschmerzen sind eine der häufigsten Beschwerden im Alltag, und das Impingement-Syndrom der Schulter ist dabei eine der zentralen Ursachen. Es handelt sich um eine schmerzhafte Einengung im Schultergelenk, die vor allem bei Bewegungen über Kopf auftritt. In diesem Artikel erfährst Du, wie Physiotherapie effektiv helfen kann, welche Übungen speziell bei einem Impingement-Syndrom sinnvoll sind und warum ein gezieltes Training so wichtig ist.
Was ist das Impingement-Syndrom der Schulter?
Das Impingement-Syndrom beschreibt eine Einklemmung von Sehnen oder Schleimbeuteln im Bereich des Schultergelenks. Besonders betroffen ist dabei die Supraspinatussehne, die Teil der Rotatorenmanschette ist. Diese Sehne verläuft durch einen engen Raum zwischen Oberarmkopf (Humeruskopf) und Schulterdach (Acromion). Wird dieser Raum durch Entzündungen, Kalkablagerungen oder andere Faktoren verengt, kann es zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit kommen. In schweren Fällen kann auch der Schleimbeutel (Bursa subacromialis) betroffen sein, was die Symptome verstärkt.
Das Impingement-Syndrom kann in verschiedene Typen unterteilt werden:
- Primäres Impingement: Hierbei handelt es sich um anatomische Veränderungen, wie z. B. einen Knochensporn am Schulterdach, der den Raum einengt.
- Sekundäres Impingement: Dabei spielen muskuläre Dysbalancen, eine Instabilität des Schultergelenks oder Fehlhaltungen eine zentrale Rolle.
- Internes Impingement: Dieses tritt häufig bei Sportlern auf, insbesondere bei Überkopfbewegungen wie beim Tennis oder Schwimmen.
Das Verstehen dieser Typen ist wichtig, da die jeweilige Therapie oft an die Ursache des Syndroms angepasst werden muss. Anatomische Veränderungen erfordern andere Ansätze als muskuläre Schwächen oder instabile Gelenke.
Symptome eines Schulter-Impingements
Die Symptome eines Impingement-Syndroms können schleichend beginnen und mit der Zeit an Intensität zunehmen. Die häufigsten Anzeichen sind:
- Bewegungsschmerzen: Vor allem bei Bewegungen über Kopf, wie beim Greifen nach oben oder Heben von Gegenständen, treten starke Schmerzen auf.
- Nachtschmerzen: Viele Betroffene klagen über Schmerzen, die besonders beim Liegen auf der betroffenen Seite stärker werden. Dies führt oft zu Schlafproblemen und einer damit verbundenen Verschlechterung der Lebensqualität.
- Kraftverlust: Die Schulter kann schwächer werden, sodass alltägliche Aufgaben wie das Tragen von Taschen oder das Haarewaschen schwierig werden.
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Bestimmte Bewegungen, wie das seitliche Abspreizen des Arms oder das Greifen hinter den Rücken, sind oft nur eingeschränkt möglich.
- Reibung oder Knirschen: Manche Betroffene spüren ein unangenehmes Reiben oder Knirschen im Gelenk.
Ohne Behandlung kann das Impingement-Syndrom zu chronischen Schmerzen und einer weiteren Verschlechterung der Schulterfunktion führen. Daher ist es wichtig, frühzeitig einzugreifen.
Wie hilft Physiotherapie bei einem Impingement-Syndrom?
Physiotherapie ist eine der effektivsten konservativen Behandlungsmethoden für das Impingement-Syndrom der Schulter. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit wiederherzustellen und langfristig die Funktion des Schultergelenks zu verbessern. Hier sind die zentralen Ansätze im Detail:
Schmerzlinderung und Entzündungsreduktion
- Manuelle Therapie: Physiotherapeuten wenden spezielle Grifftechniken an, um die verspannte Muskulatur zu entspannen und die Beweglichkeit zu verbessern. Dies kann auch die Durchblutung fördern und die Heilung beschleunigen.
- Triggerpunktbehandlung: Schmerzhafte Verhärtungen in der Muskulatur werden gelöst, um eine bessere Durchblutung zu erreichen.
- Physikalische Anwendungen: Methoden wie Kältetherapie (z. B. Eispackungen), Elektrotherapie oder Ultraschalltherapie helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
Humeruskopfzentrierung
- Die richtige Position des Oberarmkopfes im Gelenk ist entscheidend. Durch gezielte Übungen wird der Humeruskopf zentriert, sodass weniger Druck auf die eingeklemmten Strukturen ausgeübt wird. Dies kann durch spezielle Kräftigungs- und Mobilisationsübungen erreicht werden.
Kräftigung der Rotatorenmanschette
- Die Rotatorenmanschette ist eine Gruppe von Muskeln, die das Schultergelenk stabilisieren. Ihre Stärkung hilft, die Schulter zu stabilisieren und erneuten Einklemmungen vorzubeugen. Besonders wichtig sind hierbei isometrische Übungen, die die Muskeln schonend aktivieren.
Verbesserung der Beweglichkeit
- Durch gezielte Mobilisationstechniken können verkürzte Muskeln und Faszien gelockert werden. Dies verbessert nicht nur die Beweglichkeit, sondern reduziert auch schmerzhafte Spannungen.
Haltungsverbesserung und Alltagstipps
- Ergonomische Anpassungen, wie die richtige Sitzhaltung am Arbeitsplatz, ein rücenschonendes Heben oder das Vermeiden von belastenden Überkopfbewegungen, tragen dazu bei, die Schulter langfristig zu entlasten.
Die besten Physiotherapie-Übungen bei Schulter-Impingement

1. Pendelübungen
Diese Übung dient der Entlastung und Mobilisation der Schulter.
- Ausführung: Beuge Dich leicht nach vorne, stütze Dich mit einer Hand auf einem Tisch ab und lasse den betroffenen Arm entspannt nach unten hängen. Führe nun leichte Pendelbewegungen vor und zurück sowie kreisförmig aus.
- Dauer: 1–2 Minuten
2. Wandkrabbeln
Diese Übung verbessert die Beweglichkeit der Schulter.
- Ausführung: Stelle Dich mit dem Gesicht zur Wand, lege die Fingerspitzen an die Wand und „krabble“ langsam mit den Fingern nach oben, so weit wie möglich, ohne Schmerzen auszulösen.
- Dauer: 2–3 Minuten, 3 Wiederholungen
3. Kräftigung der Rotatorenmanschette
Eine starke Rotatorenmanschette stabilisiert das Gelenk.
- Ausführung: Befestige ein Theraband an einem festen Gegenstand. Halte das Band mit der betroffenen Hand, den Ellenbogen am Körper fixiert, und führe langsame Aussenrotationen aus.
- Dauer: 10–12 Wiederholungen, 2–3 Sätze
4. Schulterblattmobilisation
- Ausführung: Stelle Dich aufrecht hin. Ziehe die Schulterblätter bewusst nach hinten und unten zusammen, als wolltest Du sie in Richtung deiner Gesäßtaschen bewegen.
- Dauer: 8–10 Wiederholungen, 3 Sätze
5. Dehnung des vorderen Schulterbereichs
- Ausführung: Stelle Dich in eine offene Tür. Platziere beide Hände leicht über Schulterhöhe an den Türrahmen und lehne Dich langsam nach vorne, bis Du eine Dehnung im vorderen Schulterbereich spürst.
- Dauer: 20–30 Sekunden, 3 Wiederholungen
6. Kräftigung der unteren Schulterblattmuskulatur
- Ausführung: Lege Dich auf den Bauch, strecke die Arme in einer Y-Position nach vorne und hebe die Arme leicht vom Boden ab. Halte die Position einige Sekunden.
- Dauer: 8–10 Wiederholungen, 2–3 Sätze
Was tun, wenn die Schmerzen nach der Physiotherapie schlimmer werden?
Es kann vorkommen, dass nach den ersten Physiotherapie-Einheiten die Schmerzen kurzfristig zunehmen. Das liegt oft daran, dass ungewohnte Bewegungen und Kräftigungsübungen die betroffenen Strukturen reizen. Wichtig ist, dies mit Deinem Physiotherapeuten zu besprechen. Oft hilft es, die Intensität der Übungen anzupassen oder alternative Methoden auszuprobieren. Auch Ruhephasen zwischen den Trainingseinheiten sind wichtig, um Überlastungen zu vermeiden.
Wie lange dauert die Behandlung eines Impingement-Syndroms?
Die Dauer der Behandlung hängt von der Schwere der Beschwerden und der individuellen Situation ab. Erste Verbesserungen können oft schon nach wenigen Wochen spürbar sein. Bei chronischen Beschwerden kann die Therapie jedoch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Entscheidend ist eine regelmäßige Durchführung der Übungen und eine langfristige Anpassung der Alltagsbewegungen.
Langfristig ist es wichtig, die Schultergesundheit zu erhalten. Das bedeutet:
- Regelmäßige Bewegung ohne Überlastung
- Ausgleich von muskulären Dysbalancen durch gezieltes Training
- Vermeidung einseitiger Belastungen im Alltag und Beruf
- Aufbau einer stabilen Rumpfmuskulatur, die die Schulter entlastet
Fazit: Physiotherapie als Schlüssel zur Heilung
Das Impingement-Syndrom der Schulter ist zwar schmerzhaft, aber in den meisten Fällen gut behandelbar. Physiotherapie spielt dabei eine zentrale Rolle. Durch gezielte Übungen, manuelle Techniken und eine Stärkung der Muskulatur kann nicht nur die Schmerzfreiheit erreicht, sondern auch die Schulterfunktion langfristig verbessert werden.
Wenn Du regelmäßig übst und dabei Geduld hast, kannst Du die Beschwerden nachhaltig in den Griff bekommen. Lass Dich von einem Physiotherapeuten begleiten, der auf Schulterprobleme spezialisiert ist, und starte noch heute mit der richtigen Therapie für Deine Schultergesundheit!